Food-Trend «Power to the plants»

Wie die Emanzipation den Gemüsekonsum beeinflusst

Alle zwei Wochen erhalten wir von unserem Bauern eine Kiste voller Gemüse. Wir nennen sie auch Überraschungspäckli oder «Gwunderchischte». Wir wissen nämlich nie so genau, was kommt. Aber wir wissen, dass das Gemüse gerade Saison hat und garantiert frisch ist. Und so schmeckt es auch.

Gemüse – das Ende der Beilage

Saisonales Gemüse lokal und vom Bauern zu beziehen ist nicht neu, gewinnt aber wieder an Bedeutung. Zu den gesundheitlichen Vorzügen von Gemüse – die sich schon seit Jahren im Unterbewusstsein gefestigt haben und uns regelmässig ein schlechtes Gewissen bescheren – gesellen sich nun auch ökologische und ethische Aspekte dazu. Mittlerweile klingt es fast schon wie eine Beleidigung, Gemüse als Beilage zu bezeichnen. Gesundheit und Ökologie spielen beim aktuellen Gemüsetrend eine wichtige Rolle, aber allein daraus wird aus einem Fleischliebhaber noch kein Vegetarier. Es muss also noch weitere Gründe geben.

Mehr Weiblichkeit auf dem Teller

Einer dieser Gründe ist unsere neue Aufmerksamkeit für die kulinarischen Qualitäten von Gemüse: die Vielfalt an Texturen, Farben und Geschmacksnuancen. Mitverantwortlich für diese Aufwertung ist weiter auch der Food-Trend «Female Connaisseurs». Die zunehmende Präsenz von Frauen auch in der Spitzengastronomie lässt den weiblichen Geschmack – der schon immer affin war für Gemüse, Getreide und Früchte – stärker durchdringen.

Angebot verstärkt Nachfrage

Weitere Gründe für den Gemüse-Trend sind die Entdeckung der nah- und fernöstlichen sowie der mediterranen Küche, die traditionell gemüsereich ist. Auch das zunehmende gesellschaftliche Interesse für Veganismus trägt zum Aufstieg von Gemüse in unserer Esskultur bei. All das hat zu einer grösseren Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln geführt. Untersuchungen aus Frankreich und Amerika zeigen, dass in Regionen, in denen es mehr spezialisierte Gemüsegeschäfte oder Bauernmärkte gibt, auch mehr Gemüse gegessen wird. Und das unabhängig von Esskultur und Tradition. «Kulinarisches Upgrading und eine geschmackvolle Zubereitung von Gemüse ist wirkungsvoller als ein gesundheitspolitisches und veganes Mantra», schreibt Hanni Rützler denn auch im Food Report 2018.

Viele positive Auswirkungen

Die kulinarische Aufwertung von Gemüse wirkt sich interessanterweise auch auf den Konsum von Fleisch und Fleischprodukten aus. Der Konsument trifft seine Wahl heute bewusster und hochwertige Produkte stehen vermehrt im Angebot. Der Trend zur Freude am Experimentieren und am Genuss steigert zudem das Interesse am ganzen Produkt – sei es an der Pflanze («leaf to root») oder am Fleisch («nose to tail») – was im Zeitalter von Food Waste wiederum unsere Umwelt freut.

Ein gesunder Trend

Auch aus ernährungsphysiologischer Sicht ist der Aufschwung von Gemüse positiv zu bewerten. Gemüse enthalten viele wertvolle Vitamine und Mineralstoffe, sind energiearm und liefern Nahrungsfasern für eine gute Verdauung. Die vielen sekundären Pflanzenstoffe im Gemüse sind zwar nicht abschliessend erforscht, dürften aber noch für einige gesundheitlich relevante Überraschungen gut sein!

Aktuelles: Projekt «Wasserdrache»

Im September 2018 wurde das Projekt www.wasserdrache.ch lanciert. Es will Kindern im Alter von 3-5 Jahren auf eine sehr spielerische und niederschwellige Art und Weise die wichtige Bedeutung von Wassertrinken vermitteln und verfolgt einen Multiplikatorenansatz. «Wasserdrache» wurde von Evian-Volvic Suisse SA entwickelt, wird von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE fachlich begleitet und ist vollständig werbefrei. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir bei diesem spannenden Projekt mitarbeiten dürfen.

Skurriles und Amüsantes aus der Food-Welt

Bis im Sommer 2011 galten alle Getränke mit weniger als 10% Alkohol in Russland gesetzlich gesehen als herkömmliche Lebensmittel. Wie es dazu kam? Russland wollte dem hohen Wodkakonsum den Kampf ansagen. So wurde Bier im Gesetz als Softdrink eingestuft und zu jeder Tageszeit und in jedem Geschäft verfügbar gemacht. Der Schuss ging allerdings nach hinten los: Der Wodkakonsum blieb praktisch gleich und der Konsum von Bier stieg massiv an. Die Folge? Im 2011 wurde das Gesetz wieder geändert und Bier ein alkoholisches Getränk!